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Zu Besuch auf Biolandhof Woltmann

Hanke Woltmann (24) ist auf den WirMarkt in einem Newsletter aufmerksam geworden. Gemeinsam mit seinen Schwestern ist er auf dem Milchviehbetrieb seiner Familie groß geworden und hat sich schon recht früh dafür entschieden den Hof von den Eltern nach und nach zu übernehmen.

Bei einem von Hankes (seltenen) Hamburg-Ausflügen haben wir uns für einen fröhlichen Kaffee-Austausch getroffen und einige schöne Kooperationsideen gesammelt – mit Blick auf meinen Hafermilch-Cappuccino: „Ich kann euch auch Hafermilch machen.“ Kurzerhand wurde dann beschlossen, dass wir uns den Hof der Familie Woltmann am besten selbst anschauen und zu Besuch kommen. 


Hier ein paar Betriebsdaten zu Hankes Hof:

  • Bioland zertifiziert seit 2000
  • 160 Milchkühe und ca. 170 weibliche Rinder als Nachzucht, Rasse: Rotbunt DN
  • 245 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 3/5 Ackerland
  • Ackerland: Kleegras, Triticale, Mais, Blühfläche
  • Grünland: 3 – 4 Schnitte

Am Mittwoch (28.7.) hat sich die WirMarkt Crew mit Zelten, Isomatten und guter Laune in den Zug gesetzt und ist nach einer kurzen Zug- und Autostrecke quasi direkt im Maisfeld ausgestiegen. Der Futter-Mais für die Kühe wird (wie alles) bei den Woltmanns ökologisch angebaut, dh es gibt zwar etwas Unkraut, aber dafür kann der Boden mehr Wasser aufnehmen, ist stabiler und Erosion wird vermieden – was alles wiederum zum Hochwasserschutz beiträgt. Der Mais hatte (trotz Öko) schon eine stattliche Größe erreicht und uns alle überragt.

Hanke: „So mag ich meinen Mais.“

Den Unterschied zu herkömmlichen Feldern konnten wir dann im benachbarten Maisanbaufeld auch sehen.

Der trockene Boden einer konventionellen Anbau-Fläche

Als nächste Ackerfläche zeigte uns Hanke ein Feld mit Klee- und Weidegras. Das eiweißhaltige Grundfutter für Milchkühe mobilisiert Nährstoffe aus dem Unterboden und ist zwischendurch ein schöner Lebensraum für Nutzinsekten. Hier konnten wir den Unterschied zu Biolandbau auf einer konventionellen Wiese hören: Stille, kein Insektengezirpe.

Begeistert waren wir natürlich auch von der frisch gepflanzten Blühwiese in der zahlreiche Schmetterlinge von Blüte zu Blüte flatterten. Über Blühpatenschaften und CO2 Zertifikate soll die große unbestellte Ackerfläche finanziert werden und einen natürlichen Lebensraum für Bienen und Insekten bieten. 

Nun wollten wir natürlich endlich die eigentlichen Stars der Woltmanns kennenlernen und hatten ein sehr nettes Tête-à-tête mit den 2- und 3-jährigen Kühen. 

Hanke klopft den Kühen lachend auf den Rücken und sagt, wer hätte es gedacht? „So mag ich meine Kühe.“ 

Auf dem Hof selbst trafen wir die „schnellen Tanten“, sieben frisch-gebackene Mutterkühe, die zwei Wochen zu früh gekalbt haben und ihren kleinen niedlichen Nachwuchs in den selbstgebastelten „Iglus“. 

Hier interessierten uns die Gründe gegen eine muttergebundene Kälberaufzucht zu erfahren. Wie in den meisten modernen Milchviehbetrieben werden auch hier die Kälbchen nach kurzer Zeit von ihren Müttern getrennt. So soll sichergestellt werden, dass ein vorsichtig austariertes System nicht aus der Balance gerät. Denn wenn die Kälber nicht genug zu trinken bekommen, da die Mütter gemolken werden, könnten sie in ihrer Milchproduktionsleistung eingeschränkt werden. Die Mutterkuh kann durch das Kalb an den Eutern verletzt werden oder ihr Keime übertragen und dann würde sie in der Produktion ausfallen. Stattdessen bekommt jedes Kalb seine eigene Stallbox und per Milchtaxi oder im Eimer seine Milch geliefert. Das alles sind auch wirtschaftliche Fragen, denen wir weiter auf den Grund gehen wollen. Denn etwas nachdenklich hat uns der Anblick der kleinen Kälbchen so ganz ohne die Mütter trotzdem gestimmt. Wir hätten gern noch etwas länger mit ihnen geschmust. 

Später durften wir die „schnellen Tanten“ dann noch in der Milchstraße live in Action sehen und selber kurz mit melken. Abgerundet wurde die Hof-Tour mit einem selbst-hergestellten Stück Boxhornklee-Gouda (von dem wir sehr gern noch mehr mitgenommen hätten und vllt. bald bestellen werden).

Mit schon etwas Hunger und schwirrenden Köpfen von den ganzen Eindrücken und vielen Infos die Hanke uns lieferte, fuhren wir zum Biolandhof Allers in Neuenkirchen. Auf dem Hof nahe Otterndorf baut die Familie Allers verschiedene Gemüsesorten, Kartoffeln, Grünkohl, Möhren und Erdbeeren an. Im Rahmen des Hofkreislaufs wird mit dem Mist der Rinder, Schafe und Hühner regelmäßig gedüngt. Über eine vielseitigen Fruchtfolge und Kombination an Gemüse tüfteln sie daran den Bioland-Anbau noch weiter zu verbessern. Im kleinen Hofladen deckten wir uns noch mit Frühstücksutensilien und den Herausforderungen ein, die das Betreiben von einem kleinen liebevollen Laden so mit sich bringt.

Zum Ausklang der tollen Hofbesuche ging es noch nach Cuxhaven zum Fisch oder vegan essen mit Wattenmeer-Blick und auf ein, zwei (oder ein paar mehr) Schnäpse in die Kneipe um die Ecke. Auf unsere Frage ob denn hier niemand am Donnerstag arbeiten müsste, kam prompt die Antwort: „Das sind hier alles Bauern, die müssen jeden Tag früh aufstehen. Wochenende kennen wir hier nicht.“ Als wir uns am nächsten morgen müde von unseren Isomatten rollten, waren wir auf jeden Fall sehr beeindruckt 🙂

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Allgemein Hintergundwissen

Bauern und Biodiversität: kurz vor dem Burnout?

Warum wir mehr Gemeinwohl in der Landwirtschaft brauchen und welche Wege dorthin führen.

  • Die Landwirtschaft in Deutschland befindet sich in einer systemischen Krise, mit drastischen Folgen für Natur und Mensch. Es gibt immer weniger Insekten und Vögel. Gleichzeitig werden Landwirt*innen unmöglichen Wachstumsforderungen ausgesetzt, von denen nur Großbetriebe profitieren.
  • Während Supermarktketten und Agrarkonzerne als Gewinner aus der Pandemie herausgehen, kämpfen Landwirt*innen und Landarbeiter*innen weltweit um ihre Existenz.
  • Der Deutsche Bauernverband begibt sich oftmals in eine Opfer- bzw. Heldenrolle, anstatt an dringend notwendigen Lösungen für die Zukunft der Landwirtschaft (und des Planeten) mitzuarbeiten.
  • Es gibt aber auch viele neue Ansätze, wie es auch anders geht: zum Beispiel durch das Erfassen von externen Kosten mit Richtig Rechnen in der Landwirtschaft und einer Orientierung an der Gemeinwohl-Ökonomie.

Die Landwirtschaft im Auge des Sturms

Am 11. Juni fand im HADLEY’S in Hamburg der Zwischenraum-Salon statt, dieses Mal zum Thema “Gemeinwohl in der Landwirtschaft”. Coronabedingt war es ein kleiner, aber feiner Kreis, der sich an diesem lauen Frühsommerabend traf, um den zwei Sprecherinnen zuzuhören und selbst am Gespräch teilzunehmen. Die Gäste des Abends waren Tanja Busse, Autorin des Buchs Das Sterben der Anderen, und Anneli Wehling, ihrerseits engagierte Milchviehwirtin aus Schleswig-Holstein. Für die Moderation sorgte Dr. Klara Stumpf von der Alfred-Toepfer-Stiftung.

Wer an das Thema “Landwirtschaft” denkt, denkt oft an die Probleme, mit denen die Branche kämpft, beziehungsweise die sie mitverursacht. Besonders wenn es um Klima-und Umweltschutz geht, läuten immer mehr Alarmglocken. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich diesbezüglich so einiges aufgestaut. Um nur ein paar Sachen aufzuzählen: mangelnder Umweltschutz, Treibhausgasemissionen, Massentierhaltung, Bodenerosion. Der Einsatz von Pestiziden und rücksichtlosem Mähen führt zu massiven Biodiversitätsverlusten, von Insekten bis hin zu Vögeln. Mit jedem neuen wissenschaftlichem Bericht zur Lage scheint sich die Prophezeiung des “Silent Spring” (“stummer Frühling”) von Rachel Carson zu bestätigen. Tanja Busse bezeichnet diesen Prozess als Defaunation. Eine Anekdote hierzu, die viele heranziehen, ist das “Fehlen” von Insekten auf der Windschutzscheibe nach einer Fahrt auf der Autobahn. Vor 20, 30 Jahren war das doch noch ganz anders, oder?

Tanja zeigt auf, dass sich dieser Prozess schon seit langer Zeit anschleicht: so schrieb schon Rosa Luxemburg in einem Brief von 1917 über das Schwinden der Singvögel in Deutschland als Folge einer zunehmend rationellen Forstkultur und des Ackerbaus. Das Phänomen nennt sich “shifting baselines syndrome”: jede Generation gewöhnt sich an die Artenvielfalt, mit der sie aufwächst; Veränderungen werden nur selbst über die Jahre hinweg (wenn überhaupt) wahrgenommen. Passt sich der Mensch zu oft an solch einen neuen „Standard“ an, ohne etwas dagegen zu unternehmen, kommt er irgendwann unweigerlich an einen Punkt, an dem ganze Ökosysteme zu kippen drohen. Komplette Kreisläufe können sich dann einfach kaum oder nicht mehr erholen. Und genau vor solch einem “Tipping Point” stehen wir mittlerweile seit geraumer Zeit, warnen viele Wissenschaftler.

Quo Vadis, Landwirtschaft?

Auch auf menschlicher Seite verschärfen sich die Bedingungen. Anneli Wehling berichtet, dass sie einst aus Liebe zu den Kühen und dem Handwerk als Milchbäuerin in die Branche einstieg, und dass die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte so ziemlich alle Freude daran zerquetschten. Mittlerweile sei nur noch an der kranken Kuh Geld zu verdienen, und trotzdem bleibe den Bauern einzig ein Restgeld. Landwirt*innen stehen immer mehr unter Druck, sollen “unternehmerischer” werden; koste, was es wolle. Wer nicht mithalten kann mit dem Wachstumswahnsinn, sich nicht noch weiter verschulden kann, um seinen Hof und Viehbestand zu vergrößern, schmeisst irgendwann verbittert hin.

Da Landwirt*in ein immer weniger attraktiver Beruf wird, überrascht es nicht, dass die Anzahl der Betriebe seit 1999 um 42 Prozent zurückgegangen ist. Steht ein Hektar Land zum Verkauf, stehen die Chancen gut, dass dieser ruckzuck und mittels zwielichtiger Praktiken von außerlandwirtschaftlichen Spekulanten und Konzernen aufgekauft wird. Kleinere landwirtschaftliche Betriebe, besonders junge oder ökologische, haben bei den immer weiter steigenden Preisen trotz Vorverkaufsrecht kaum eine Chance, um an dringend benötigten Boden (zum Beispiel zum Kühe weiden oder Futter anbauen) ranzukommen. Land wird auf diese Weise rapide denen entzogen, die es auch tatsächlich bewirtschaften.

So zum Beispiel der Fall Hauke Jaacks: seinem Hof, der auf gepachtetem Grundstück steht, droht das Ende, da das Grundstück an einen außerlandwirtschaftlichen Investor verkauft wurde. Entstehen soll dort ein Reitstall. Jaacks hatte ein Kaufangebot abgegeben, als er erfuhr, dass das Grundstück zum Verkauf stand. Die Eigentümerin hatte den Hof geerbt, aber ihrerseits kein Interesse an der Landwirtschaft. Über die Jahre hinweg gab es einige Reibungen mit der Verpächterin um die Frage, wer was wo investieren soll. Jaacks fiel aber aus allen Wolken, als er durch Zufall erfuhr, dass der Hof schon an einen Investor verkauft wurde. Das Vorverkaufsrecht griff angeblich nicht, da der Pferdehof als landwirtschaftlicher Betrieb eingestuft wurde. Das Konzept für den Hof liegt jedoch nicht einmal der Bezirksversammlung Altona vor. Georg Janßen, Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), beschreibt die Lage so: „Ein Immobilienmakler wird auf Grundlage einer Skizze für einen Pferdehof mit einem praktizierenden Milchbauern gleichgestellt.“ Hauke Jaacks hat nun Widerspruch bei der Hamburger Wirtschaftsbehörde eingelegt.

Das “wirtschaftliche Korsett” wird immer enger

Die wenigsten Bauern wollen laut Anneli aktiv in einem System arbeiten, das Natur und Tierwohl hinten anstellt. Jedoch fühlen viele sich mittlerweile einfach nur noch zwischen den Fronten zerrieben: als Hauptverantwortliche für das Umsetzen immer neuer, teurer Umweltauflagen einerseits, und dem Wachstumsdruck andererseits. Gerade in Zeiten der Coronapandemie kommt die folgende Dynamik immer stärker zum Tragen: es hat sich ein “wirtschaftliches Korsett” gebildet, das vielen Produzenten langsam die Luft abschnürt, während zum Beispiel Großhändler, Discounter, und Supermärkte durch Preisdrückung und Ausbeutung massive Gewinne einfahren. In der Ausbildung zum Landwirt, hören wir von einer Teilnehmerin aus dem Publikum, ginge es mittlerweile nur noch um letzteres. Neue Umweltmaßnahmen würden oft als geschäftsbremsende, “grüne” Schnapsidee gesehen – denn die Landwirte von heute sähen sich ja nicht mehr als bloße “Bauern und Bäuerinnen”, sondern als stolze Unternehmer*innen und Fachkräfte, die auf harten Märkten konkurrenzfähig bleiben müssen.

Maßgeblich an dieser Misere beteiligt sei auch auch der Deutsche Bauernverband, der unter den Landwirten oft Stimmung gegen Reformen mache und sich für ein “Weiter so!” einsetze. Der Verband sei stark mit der Agrarlobby-und Industrie verflochten, was dazu führt, dass oft in deren Interesse – sowie unter dem Deckmantel der Interessen der Landwirte – immer die gleiche Politik betrieben wird. Und immer wieder werden genau die Großbauern zu Funktionären gewählt, die am meisten (oder als einzige) davon profitieren. So stand an der Spitze des Deutsche Bauernverbands jahrzehntelang der “Bauernbaron”, Freiherr Heereman von Zuydtwyck. Heutiger Präsident, Joachim Rukwied, wurde vom Naturschutzbund NABU 2017 mit dem “Dinosaurier des Jahres” ausgezeichnet, da er die Verantwortung der Landwirtschaft für das Artensterben abstreite. Rukwied freute sich über die Auszeichnung, da “sie von vielen Berufskollegen und Mitgliedern als Auszeichnung verstanden” würde. Dies sagt einiges über den traurigen Grabenkampf aus, der auf Kosten heutiger und zukünftiger Generationen geführt wird.

Es geht auch anders

Es gibt zwar eine Menge, das momentan schief geht – aber es gibt auch neue und wichtige Ansätze, wie wir Alternativen kreieren können. So zum Beispiel führte die Regionalwert AG zusammen mit dem Agronauten e.V. zwischen 2018 und 2019 das Projekt „Richtig Rechnen in der Landwirtschaft“ durch. Ziel war es, ähnlich wie beim True Cost-Prinzip, Mehrkosten und Leistungen zu erfassen, die beim Einsatz nachhaltiger Methoden in der Landwirtschaft entstehen; zum Beispiel der Verzicht auf chemisch-synthetische Dünge-und Pflanzenmittel, und die regionale Herkunft von Betriebsmitteln. Durch eine anschließende monetäre Bewertung von Indikatoren sollten diese Nachhaltigkeitsleistungen dann über einen Fonds finanziert werden.

Die Gemeinwohl-Ökonomie orientiert sich am eigentlichen Zweck des Wirtschaftens, und zwar der Erfüllung menschlicher Bedürfnisse. Zentral stehen hier gute Beziehungen zwischen Unternehmen und Lieferant*innen, Mitarbeiter*innen und anderen Beteiligten, sowie zu Werten wie Menschenwürde, Solidarität, ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung. Dem Prinzip nach sollten Unternehmen, die besonders viel für das Gemeinwohl leisten, durch niedrigere Steuern und andere Mechanismen einen Marktvorteil erhalten. Hierdurch sollen kooperative Unternehmen, die sich für regionales und nachhaltiges Wirtschaften engagieren, in den Vordergrund gerückt werden.

Auch interessant sind Genossenschaften wie Kulturland oder BioBoden, die Land kollektiv aufkaufen, um es wieder regional eingebundenen Bio-Bauernhöfen zur Verfügung zu stellen.

Vor allem benötigen Alternativen zu unserem maroden Nahrungsmittelsystem viel Tatkraft und Willen, um Realität zu werden. Was zählt, ist, dass wir damit anfangen, Veränderungen aktiv zu leben und zu fördern. Mit dem WirMarkt wollen wir genau dies bewirken, und gleichzeitig eine Plattform für andere Initiativen bieten, denn am allerwichtigsten für eine bessere Zukunft ist die Zusammenarbeit. Wir freuen uns auf die spannenden Entwicklungen, an denen wir in den kommenden Jahren natürlich mitwirken werden. Du auch? Dann mach mit!

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Wie viel Zukunft steckt in meiner Tasse Kaffee?

Kaffee. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht an dem schwarzen Gold nippen. Und mal ehrlich, wer kann sich seinen Morgen noch ohne vorstellen? Im Durchschnitt trinkt jede*r Deutsche jeden Tag sogar drei Tassen davon, was sich auf sagenhafte 150 Liter Kaffee pro Jahr beläuft und damit noch vor unseren anderen Nationalgetränken – Bier und Mineralwasser – liegt. Und einer Umfrage zufolge verbinden Menschen in Europa Kaffee mit positiven Gefühlen wie Freude, Wärme, und Energie. Aber wer von uns weiss eigentlich, wo genau der tägliche Kaffee herkommt – und vor allem, ob dafür ein wirklich gerechter Preis gezahlt wurde?

Kaffee um jeden Preis?

Um es auf den Punkt zu bringen: für einen großen Anteil Kaffee wird immer noch viel zu wenig bezahlt. 2018 kostete ein Kilo Kaffee im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ca. 8,10€. Bei Aldi gibt es das Kilo sogar schon ab 5.98€. Bei diesen Preisen bleibt nicht viel übrig für die Produzent*innen in den Ursprungsländern – und besonders klimafreundlich kann bei den Preisen auch nicht produziert werden. Das wären übrigens ca. 7-8 Cent für eine Tasse Selbstgebrühten, wie wir ihn Zuhause oder bei der Arbeit trinken. Auf dem Weltmarkt sind Kaffeebauern starken Preisschwankungen und Spekulation ausgesetzt, und kriegen oft nur ein Restgeld für ihr Produkt.

Auch bei zertifizierten Kaffees, die in den letzten Jahren stark gewachsen sind, ist nicht zwangsläufig drin was draufsteht. Diese Kaffees werden von einer oder mehreren Organisationen (Fair Trade, Rainforest Alliance, EU-BIO etc.) mit einem Siegel versehen, das bezeugt, dass sich die Produzenten an gewisse Vorgaben bei der Produktion gehalten haben, und dementsprechend mehr für ihren Kaffee bekommen. Es bestehen hier zwar gewisse Mindeststandards, was Umwelt und Menschen betrifft, die eingehalten werden sollen. Jedoch sind diese meistens nicht ausreichend, und landet der Aufpreis oft nicht in den Händen der Produzenten.

Hier sind lange und intransparente Lieferketten eines der Hauptprobleme. Oft weiß man nicht genau, wo der Kaffee herkommt, welcher Produktionseinsatz vor Ort stattfindet, und wie die verschiedenen Organisationen, von der Kleinbauern-Kooperative bis zum Einzelhandel, das Geld unter sich verteilen. Ein weiteres Problem ist dass die Bauern meistens nicht ihren ganzen teuer angebauten Kaffee auch als solchen verkaufen können, sondern ihn quasi verscherbeln müssen. Auch hier müssen Farmer*innen und Arbeiter*innen immer noch schauen, dass genug für Leben, Bildung und Investitionen übrigbleibt. Und nur weil bestimmte Umweltstandards erforderlich sind, heißt das noch lange nicht, dass jeder “grüne” Kaffee gleich Klimaretter ist.

Der wahre Preis deiner Tasse

Was kostet eigentlich eine Tasse Kaffee? Diese Frage stellten wir uns.

Um zu wissen, wie viel Kaffee wirklich kostet, hat die NGO Solidaridad eine Studie mit der “True Price” Methodologie erstellt. Diese misst anhand verschiedener Kriterien, wie viele externe Kosten durch die Produktion und den Handel des Kaffees entstehen. Externe Kosten sind Kosten, die jetzt oder in Zukunft durch die Herstellung eines Gutes entstehen und die sich nicht im Marktpreis widerspiegeln, zum Beispiel durch Wasserverschmutzung oder unfaire Löhne. Im Klartext heisst das: Schäden, die andere Menschen und die Natur schultern müssen, damit der Preis einer Tasse Kaffee für Grosshändler und Verbraucher “stimmt.”

In der Kolumbianischen Kaffee-Anbauregion Cauca wurde konventionell produzierter Kaffee (Benchmark) mit Climate-Smart Kaffee (CSA) verglichen. In der konventionellen Kaffeeproduktion wird auf maximale Erträge durch grossflächigen Anbau, Einsatz von chemischem Dünger und Pestiziden, und Ausbeutung von Arbeitern gesetzt. Climate-Smart Agriculture hingegen ziehlt darauf ab, die Produktion nachhaltiger zu gestalten, z.B. durch organische Pflanzenschutzmittel, Anbau von schützenden Bäumen und die Auswahl von widerstandsfähigeren Kaffeesorten. Ähnliche, jedoch nicht identische Anbaumethoden finden wir auch bei anderen Standards.

Bei der Studie kam heraus, dass der CSA-Kaffee um 20% weniger soziale und ökologische externe Kosten verursachte. Die externen Kosten lagen bei $3.15/kg für Benchmark und $2.50/kg für CSA Kaffee. Wenn man diese mitrechnet, müsste der Einkaufspreis bei $5.40/kg für Benchmark und $4.95/kg für CSA liegen.

Hier werden zwei Dinge deutlich: Erstens, dass unzertifizierter Kaffee eigentlich viel teurer ist, als er beim Kunden ankommt. Was umgekehrt ja heißt, dass eine gesunde Umwelt und faire Lebensbedingungen billig verscherbelt werden. Das ist besonders bitter, wenn man weiß, dass diese Art des Kaffeeanbaus durch Klimawandel und Umweltzerstörung dazu beiträgt, dass sich in Zukunft immer weniger Gebiete für den Anbau eignen werden. Dies wird zur Folge haben, dass Kaffee über kurz oder lang teurer wird, sofern diese Kosten dann nicht noch extremer abgeladen werden.

Zweitens wird klar, dass der CSA-Kaffee in diesem Beispiel zwar ein Schritt in die richtige Richtung ist, aber dennoch weiterhin externe Kosten verursacht. Doch, was tun?

„The True Price of Climate Smart Coffee“. Solidaridad, 2019.

Den Kaffee kompensieren – wie viel soll das kosten?

Jedoch gibt es mittlerweile Röstereien, die die negativen Auswirkungen ihres Kaffees nicht nur verringern, sonder verschwinden lassen wollen. So zum Beispiel Truesday, die erste Deutsche Rösterei, die den True Price für ihren Kaffee aus Cauca miteinbezieht. Auf den Rohkaffeepreis wird hier nochmal 4,86€ als Kompensation draufgezahlt, wodurch ein Gesamtpreis von 8,99€ zurück in die Region fließt. Umgerechnet bedeutet das, dass die 7 Cent für die Tasse Durchschnittskaffee noch nicht einmal die Kosten im Ursprungsland decken. Bei Truesday kommt man auf 26 Cent pro Tasse, und die weiteren Kosten, die hiereingehen, werden auch transparent auf der Website dargestellt.

Drei Bilder mit Text. Eine Waage, Bäume und eine Hand, die eine Münze nimmt. Darstellung der ökologischen und sozialen Kosten pro Kilo "Cauca Excelso"
https://truesday.coffee

Ähnliche Ziele verfolgt auch TEIKEI Coffee, die mit viel Liebe und Aufwand ihren Kaffee per Segelschiff transportieren, um dadurch den ökologischen Fußabdruck ihres Kaffees stark zu verringern. So überquerten letztes Jahr 30 Tonnen grüner Kaffee auf diese Weise den Atlantik. Vorort stellt TEIKEI seinen Bauern und Bäuerinnen in Mexiko die zentrale Frage: „Was braucht ihr, damit ihr und auch eure Kinder weiterhin Interesse am Kaffeeanbau haben?“. Die Antwort auf diese Frage spiegelt sich auch bei TEIKEI in einem Tassenpreis von 26 Cent wieder.

Natürlich sind dies nur Beispiele, wie Ansätze eines fairen Kaffeehandels aussehen müssten. Wir wünschen uns natürlich, dass dies das neue Normal wird, auch bei vielen anderen Produkten, damit wir die planetaren Grenzen einhalten können. Solange aber fast ausschließlich riesige Konzerne am längeren Hebel der Handelskette sitzen, die auf Spekulation und Preisdrückung durch unfairen Wettbewerb setzen, ist es aber noch ein langer Weg dorthin. Wir beim WirMarkt möchten uns dafür einsetzen, das es eine weitere Möglichkeit gibt, den Wandel zu fördern. Dies wollen wir durch einen transparenten und demokratischen Supermarkt erreichen, bei dem ihr als Mitglieder mitbestimmt, was in die Tüte kommt – und was gar nicht. Also macht mit und schließt euch uns an, wir freuen uns auf euch!

Quellenangaben

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Der WirMarkt kommt zu euch!

Wir erhalten gerade viel Zuspruch aus verschiedenen Stadtteilen Hamburgs – Altona, St. Pauli, Eppendorf, Hamm, Eimsbüttel, Hoheluft, Sasel, Volksdorf!

Wo eröffnet der erste WirMarkt?

Und natürlich erreicht uns auch oft die Frage: in welchem Stadtteil werdet ihr eröffnen?

Wir machen gerade jede Menge Scouting-Touren auf dem Fahrrad durch verschiedene Viertel und schauen, wo freie Flächen sind. Wir haben Objekte in Altona, Eimsbüttel und Barmbek in der engeren Auswahl, vermutlich kommen in den anderen Vierteln auch noch welche hinzu.

WirMarkt liefert

Der erste WirMarkt kann natürlich nur in einer Location eröffnen. Aber: wir planen, auch Auslieferungen anzubieten.

Falls ihr also zögert mitzumachen, weil ihr euch nicht sicher seid, ob ihr beim ersten WirMarkt in der Nähe wohnen werdet:

  • ihr könnt auch von einem anderen Stadtteil aus Mitglied der Community werden, Workshops besuchen oder anbieten und mit anpacken
  • wir werden schrittweise auch Lieferungen in andere Stadtteile anbieten
  • wir wollen auch weitere WirMärkte eröffnen

Eure Unterstützung hilft uns bereits jetzt, die erste wichtige Hürde zu nehmen: die Eröffnung des ersten Markts.

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Location-Suche und Kennenlernen-Tour auf zwei Rädern #2

Zur Anmeldung schreibe eine kurze Mail an tour@wirmarkt.org.

Hallo liebe WirMarktler:innen,

am vergangenen Sonntag haben wir die erste Erkundungs- und Kennlerntour durchgeführt. Glücklicherweise hatten wir strahlenden Sonnenschein, sodass wir neben dem Absuchen der Bereiche Altona und Sternschanze auch noch eine gemütliche Pause mit einem leckeren Eis am Fischmarkt einlegen konnten.

Allerdings ist die Stadt groß und es gibt noch einige Unbekannte in unserem WirMarkt-Team. Deshalb möchten wir euch direkt zur nächsten Tour einladen, die uns diesmal durch die Straßen der Stadtteile Eimsbüttel, Eppendorf und Barmbek führen wird.

Ralf, Peter, Barbara und Fabian bei der Eispause bei der letzten Tour!

Termin: Sonntag, 06. Mai

Beginn: 14:00 Uhr

Dauer: geschätzt 3-4 Stunden (Inklusive Kaffee/Tee-Pause)

Treffpunkt: U-Bahn Osterstraße – auf dem Platz

Equipment: Fahrrad und Maske

Corona-Regeln: Nach aktuellem Stand sind Sportveranstaltungen im Freien mit bis zu 10 Personen zugelassen, daran wollen wir uns natürlich halten.

Ohne negativen Test wird niemand von der Tour ausgeschlossen, damit wir uns aber alle wohlfühlen können, wäre es nett, wenn jeder im Vorfeld einen Schnelltest durchführen würde.

Ein Testzentrum in eurer Nähe findet ihr hier:

https://schnelltest-hamburg.de
https://schnelltest-hamburg.de

Anmeldung: Zur Anmeldung schickt ihr bitte eine Mail an tour@wirmarkt.org

Vorgeschlagene Route:

Unbekannt – die oder derjenige mit der besten Ortskenntnis übernimmt die Führung.

Wir freuen uns über ein paar Zusagen und hoffen, dass diejenigen, die bereits letztes Mal dabei sein wollten, es dieses Mal einrichten können.

Ralf

Zur Anmeldung schreibe eine kurze Mail an tour@wirmarkt.org.

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Location-Suche und Kennenlernen-Tour auf zwei Rädern

Zur Anmeldung schreibe eine kurze Mail an tour@wirmarkt.org.

Hallo liebe WirMarktler:innen,

in der vergangenen Woche entstand die Idee, dass man die Location-Suche super mit einer kleinen Kennenlernen-Fahrradtour verknüpfen könne. Da ich selber erst seit einigen Tagen dabei bin würde ich mich sehr darüber freuen, wenn sich für den kommenden Sonntag, den 30.05., eine Handvoll Mitstreiter:innen zusammenfinden würden, um die Gegend gemeinsam nach freien Ladenflächen abzusuchen.

Termin: 30. Mai

Beginn: 14:00 Uhr

Dauer: geschätzt 3-4 Stunden (Inklusive Kaffee/Tee-Pause)

Treffpunkt: Vor dem Burger King am Bahnhof Altona (Roter Stern auf der Karte)

Vorgeschlagene Route:

Wir beginnen im Bereich Altona und klappern die gelb hinterlegten Straßen ab und suchen nach leerstehenden Ladenflächen, die sich für den WirMarkt eignen.

Wenn wir mit dem Bereich Altona fertig sind, können wir uns in Richtung Sternschanze begeben und eine gemütliche Kaffee/Tee-Pause in einer der zahlreichen Grünanlagen machen.

Ich freue mich jetzt schon auf die Tour und hoffe auf ein paar Zusagen 😊

Ralf

Zur Anmeldung schreibe eine kurze Mail an tour@wirmarkt.org.

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Gewinnmaximierung und soziale Gerechtigkeit

In unserem Wirtschaftssystem gilt immer noch die Maxime: Wirtschaftswachstum löst alle sozialen Probleme. Irgendwann ist der Kuchen so groß, dass für alle genug vorhanden ist, selbst wenn er sehr ungleich verteilt ist. Das bedeutet für die Unternehmen: sie sind angehalten, zu wachsen. Dementsprechend sind auch unser Finanz- und Sozialsystem sowie unser Konsumverhalten auf Wachstum ausgerichtet.

Wer stets mehr Gewinne erwirtschaften will, hat dafür zwei Möglichkeiten: den Umsatz steigern oder die Kosten senken. Denn Gewinn = Umsatz – Kosten.

Inzwischen ist dieses Prinzip soweit ausgereizt, dass mit Kostensenkung und Umsatzsteigerung erhebliche ökologische und soziale Kosten einhergehen.

Zum Beispiel: die Klimakrise oder die Arbeitsbedingungen in der Fleischverarbeitung.

Was läuft hier schief und wie könnte eine Lösung aussehen? Dieser Frage wollen wir im Folgenden nachgehen.

Funktionsweise der Gewinnsteigerung

Umsatzsteigerung

Wie steigere ich als Unternehmen den Umsatz? Indem ich mehr verkaufe. Sobald mein Produkt weltweit verfügbar ist und ich durch Werbung alle potenziellen Konsument:innen erreicht und begeistert habe, muss ich neue Strategien suchen:

  • weitere oder verbesserte Produkte verkaufen,
  • durch Story-Telling einen emotionalen Zusatznutzen verkaufen,
  • Kund:innen von anderen Unternehmen abwerben.

Kostensenkung

Wie senke ich als Unternehmen die Kosten? Indem ich die Produktionseffizienz durch Automatisierung und Digitalisierung steigere. Wenn die Technik und die Arbeitsabläufe hinreichend optimiert sind, benötige ich auch hier neue Strategien:

  • Druck auf die Lieferant:innen erhöhen, ihre Produkte preisgünstig abzugeben,
  • Produktqualität oder ökologische und soziale Standards bei der Produktion reduzieren.

Auswirkungen der Gewinnsteigerung

Gewinnsteigerung ist bis zu einem gewissen Grad gut, weil Effizienz gesteigert wird und ein Produkt möglichst vielen Menschen zur Verfügung gestellt wird. Das Prinzip führt aber zu Ressourcenverschwendung, wenn zufriedene Kund:innen abgeworben oder mit vergleichbaren oder sogar minderwertigen Produkten beworben werden. Und das Prinzip führt zu ökologischen und sozialen Schäden, wenn Lieferant:innen trotz hoher Effizienz noch günstiger produzieren müssen und sich gezwungen sehen, die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und die Natur auszubeuten.

Sollte der Lebensmittelhandel seine Gewinne weiter steigern?

Die größten 4 Handelsketten für Lebensmittel haben längst einen Marktanteil von zirka 85%. Sie gewinnen in Deutschland nur noch Kund:innen hinzu, indem sie ihren Wettbewerbern die Kund:innen abwerben. Meistens durch Werbung mit niedrigen Preisen. Diese gegenseitige Preisunterbietung lässt sich nur aufrechterhalten, wenn die Kosten immer weiter gesenkt werden. Denn die Prozesse sind extrem optimiert und es wird immer mehr digitalisiert. Auch entlang der Wertschöpfungskette der Landwirtschaft ist schon seit den 1960er Jahren die Arbeitseffizienz enorm erhöht.

Jede weitere Gewinnsteigerung ist vor allem Kostensenkung und die wird von denjenigen in der Lieferkette getragen, die am wenigsten Verhandlungsmacht haben: den Erzeuger:innen, den Arbeitskräften von Acker bis Supermarkt, den Tieren und der Natur.

Damit niedrige Preise im Einzelhandel möglich sind, arbeiten andere zu Preisen, die deutlich unter den tatsächlichen Kosten liegen.

Eine Wirtschaft im Gleichgewicht

Eine Wirtschaftsweise die auf fortwährender Gewinnmaximierung beruht strauchelt irgendwann über die ökologischen und sozialen Krisen, die sie hervorbringt.

Darum braucht es ein Gegengewicht, was die Übertreibung der Gewinnmaximierung wieder ins Gleichgewicht bringt, sodass die Wirtschaft wieder dem Gemeinwohl dient. Auf der politischen Ebene können neue Spielregeln für die Marktwirtschaft dieses Gleichgewicht herstellen – dies geschieht bereits langsam durch CO2-Bepreisung und Lieferkettengesetze. Auf der unternehmerischen Ebene kann eine wahrhaftige Werteorientierung eine große Veränderung bringen, wie es Unternehmen aus dem Social Entrepreneurship-Bereich zeigen.

Unternehmerische Umsetzung am Beispiel WirMarkt

Wir möchten mit dem WirMarkt ein Beispiel für ein Wirtschaften im Gleichgewicht zwischen Gewinn- und Werteorientierung schaffen. Wir optimieren Prozesse und fördern Effizienz, solange dies soziale Gerechtigkeit fördert und im Einklang mit der Natur stattfindet.

  • Wir schaffen soziale und ökologische Werte, indem wir unsere Lieferant:innen fragen, welche Preise sie benötigen, um würdevoll ihre Arbeit zu machen (bis zu den Menschen auf dem Acker).
  • Wir initiieren gemeinsam Projekte, die beispielsweise Biodiversität steigern und CO2 binden.
  • Wir reduzieren Aufwand für Marketing, Verpackung, Lagerung, Transportkosten, indem wir die Lieferkette kurz halten.
  • Wir laden zu einer Ressourcen-schonenden Ernährung ein.

Exkurs: Finanzierung

Bei der Finanzierung wird es schon etwas kniffliger, weil die meisten Förder- und Finanzierungsmodelle auf Wachstum ausgelegt sind. Dies funktioniert meistens so: ein Unternehmen entwickelt eine technologisch innovative Idee und ein Konzept, wie es damit Marktführer wird. Das Unternehmen gibt einen Teil seiner Gewinnansprüche an Investor:innen ab, welche dafür Geld in das Unternehmen geben. Die Investor:innen haben ein Mitspracherecht bei Geschäftsentscheidungen. Der einzige Unterschied, den die Investor:innen auch selbst spüren ist ein Unterschied in der Gewinnausschüttung. Daher nutzen sie ihr Mitspracherecht dazu, die Gewinnausschüttung zu maximieren.

Wir brauchen also Förder- und Finanzierungsinstrumente, die:

  • die soziale und ökologische Wirkung von Geschäftsmodellen honoriert, gerade wenn das Unternehmen nicht an endlosem Wachstum orientiert ist,
  • das Mitspracherecht der Investor:innen bei die Gewinnausschüttung betreffenden Entscheidungen beschränkt
  • die Investor:innen nach einer angemessenen Kompensation und Rückzahlung ihres Investments auch wieder aus dem Unternehmen verabschiedet

Das ist nicht trivial umzusetzen, wir betreiben hierzu mit verschiedenen Akteur:innen Lobbyarbeit, um die Förderinstrumente auf sozial-orientiertes Unternehmertum anzupassen und entwickeln für uns passende Investitionsmechanismen.

Neugierig geworden?

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Unsere Crowdfunding-Kampagne ist live!

Gestern Abend ist unsere Crowdfunding-Kampagne gestartet. Ein paar Stunden früher als geplant, aber sie ist gestartet. Nach vier kurzweiligen, kreativen aber auch anstrengenden Wochen haben wir nicht nur eine tolle Crowdfunding-Kampagne gestartet, sondern auch unser Konzept deutlich geschärft (und hoffentlich gelernt, es gut zu erklären).

In gut sechs Monaten möchten wir den ersten transparenten und demokratischen Supermarkt Hamburgs eröffnen. Dafür möchten wir 100 Menschen begeistern, Mitglied beim WirMarkt zu werden.

In einem guten halben Jahr wollen wir gemeinsam mit dir und vielen weiteren Mitgliedern vom WirMarkt den ersten transparenten und demokratischen Supermarkt Hamburgs eröffnen!   Dabei kannst du uns jetzt durch deine Teilnahme an unserer Crowdfunding-Kampagne unterstützen.

Du hast die Wahl:

  Am besten du machst gleich alles.

TL;DR

Du kannst unser Projekt in unserer Crowdfunding-Kampagne auf StartNext unterstützen.

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Was für eine Rechtsform kriegt der WirMarkt?

Als wir uns die bestehenden Mitgliederläden angeschaut haben, sind wir über eine Vielzahl von Rechtsformen gestoßen: die OHG, die Genossenschaft, den Verein, die GmbH in Verantwortungseigentum und vieles mehr.

Für den ersten WirMarkt in Hamburg möchten wir eine Rechtsform wählen, die zum einen Mitbestimmung zulässt (also demokratisch ist) und zum anderen auch ein Wirtschaften zulässt (den Erwerb und Verkauf von Lebensmitteln).

In die engere Auswahl haben wir daher die Genossenschaft genommen und die GmbH in Verantwortungseigentum. Die Unternehmer:innen im Bereich vom sozialen Unternehmertum sind recht zugänglich und wir haben schnell zu zwei kompetenten Unternehmen den Kontakt erhalten, die uns weitergeholfen haben. Das eine Unternehmen ist eine große Genossenschaft, die schon einige Genossenschaften beraten haben und das andere ein Magazin, die in Verantwortungseigentum verfasst sind.

Ist das Thema wirklich so trocken?

Die Rechtsform entscheidet langfristig maßgeblich darüber, wer welches Mitspracherecht bei Entscheidungen hat. Und das ist uns unglaublich wichtig. Denn wenn alles für alle gut läuft, ist die Rechtsform egal. Früher oder später gibt’s aber immer Konflikte, das ist menschlich. Und dann ist es wichtig, dass alle eine Stimme haben.

Beide haben uns empfohlen: gründet erstmal eine Unternehmergesellschaft (UG, eine Art Mini-GmbH) und schaut, dass ihr die demokratischen Prozesse sauber aufsetzt. Dann entscheidet euch, ob ihr es in eine Genossenschaft oder Verantwortungseigentum überführt.

Und warum nicht direkt gemeinnützig? Das ist nicht so leicht. Vermutlich wird es für uns auf ein hybrides Konstrukt hinauslaufen. Dass wir also einen gemeinnützigen Verein gründen für die Verbreitung unseres Konzepts oder dass wir uns einem bestehenden Verein anschließen (es gibt schon sehr viele Vereine). Ein Supermarkt als solches hat leider kaum Chance, als gemeinnützig anerkannt zu werden. Das hat eine befreundete Initiative aus München bereits versucht und sind damit beim Finanzamt gescheitert.

Unser Weg ist also:

  1. UG / GmbH gründen
  2. Verantwortungseigentum oder Genossenschaft daraus machen
Die richtige Wahl der Rechtsform braucht einiges an Konzeption.

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